Übung Sechs
Finde das Besondere
Wir alle lieben Geschichten, die uns in Erinnerung bleiben. Aber was ist es, was darüber entscheidet, ob uns eine Geschichte berührt oder wir uns an ihr erfreuen? Dieser Effekt kann durch eine besondere Wendung entstehen oder aber aus einem überraschenden Moment heraus. Vielleicht verhält sich eine der Figuren anders, als es zu erwarten war – sie tanzt aus der Reihe. Wir haben eine Weile überlegt, was in der Geschichte von Ulli und Georg geschehen könnte. Was uns eingefallen ist? Lies’ selbst:
„Sandro”, rief Ulli, doch der Platz verschluckte jeden Ton. Die besorgte Mutter bahnte sich einen Weg durch die vielen Touristen, die kreuz und quer über die Piazza liefen. In einiger Entfernung ragte etwas aus der Menschenmenge. Musik kam aus dieser Richtung, es war fröhliche Musik und je näher sie kam, desto größer wurde das Gedränge. Ulli schwitzte, es war laut und von allen Seiten wurde sie hin und her geschubst. Sie musste an den kleinen Sandro denken. Wie würde er sich fühlen, umgeben von unzähligen, schwitzenden Beinen. Dazu kam die staubige Hitze, die ihm, der ihr gerade mal bis zur Hüfte reichte, entgegenschlug. Irgendwie schaffte sie es, sich zu dem Ort, an dem sie ihn vermutete, durchzuschlagen. Vor ihr ragte ein riesiger Zauberer empor, der sich auf Stelzen bewegte und in einem imposanten Kostüm steckte. Die Musik war laut und erinnerte sie an einen mittelalterlichen Markt, den sie mit den Kindern einmal besucht hatten.
Du machst es spannend
Sicher, wir wissen längst, wie es weitergeht, aber die Leserinnen wollen wir noch etwas hinhalten. Wir können den gerade stattfindenden Moment mit Details und Ausschmückungen weiter ausdehnen. Das hat zudem noch den Vorteil, dass das Bild, das wir beschreiben, nicht nur den Lesern, sondern auch uns immer klarer vor Augen erscheint. Wir sollten nur aufpassen, dass wir uns nicht zu weit von der Haupthandlung entfernen.
Hier findest du unsere vorangegangenen Übungen: eins, zwei, drei, vier und fünf